Ein Fallbeispiel...

Die Trainerin und der Hausmeister

Die gelb-profilierte Trainerin reist am Abend im Seminarhotel an.

Bei der Zeitplanung ist ihr noch etwas dazwischen gekommen (Sophokles: Wer Großes vorhat, lässt sich gern Zeit“), aber das Seminar beginnt ja erst morgen. Heute Abend will sie nur noch kurz in den Seminarraum, um eventuell die Sitzanordnung zu ändern und die Tische wegzustellen (sind die etwa festgeschraubt? Und diese grauenhaften Tischdecken müssen auch weg), den Overheadprojektor anders zu platzieren, die Beleuchtungsspots an der 6 Meter hohen Decke in eine andere Ecke auszurichten (gibt es hier irgendwo eine Leiter, oder muss die Stuhl-auf-Tisch-auf-noch-einem-Tisch-Lösung her?), die schrecklichen Bilder abzuhängen und stattdessen vielleicht noch schnell ein paar passende Plakate zu malen und anzubringen, die Videoanlage aufzubauen und auszuprobieren und die Metaplanwände vorzubereiten u.s.w.... (wird vielleicht doch etwas länger dauern alles insgesamt?). Außerdem müsste sie noch etwas kopieren. Und vielleicht gibt es hier auch noch etwas zu essen??

Bei der Ankunft ist der Seminarraum ordentlich verschlossen. Natürlich.

Der Hausmeister hat den Schlüssel. Er ist grün-profiliert, sorgt hier für die Ordnung und er hat (um die Zeit, Frollein?) Feierabend!

Eine solch ungeplante Störung seiner abendlichen Gewohnheiten lässt ihn vor Ärger mit den Insignien seiner hausmeisterlichen Macht herumlärmen (der Schlüsselring mit den Schlüsseln) und da die Trainerin sein Gebaren anscheinend nicht mit dem erwarteten Respekt beantwortet, demonstriert er ihr das ganze Ausmaß seiner Kontrollfunktion (wer den Schlüssel hat, der führt): Er erklärt ihr, was hier geht und was hier nicht geht (das Regelwerk)!!

Sie können hier nicht... um Gottes Willen doch nicht die Bilder! ... Leiter? Nein, die Beleuchtungsspots dürfen Sie auf gar keinen Fall...  Essen?? (mit dem Zeigefinger auf die Uhr pochend:) Da hätten Sie mal früher... Nein, der Kopierer ist schon ausgeschaltet, der bleibt jetzt auch aus. ... Die Tische bleiben da stehen!... (die bringt mir hier ja alles durcheinander!!)... Nein, Sie können hier nicht alles umräumen. NEIN, SIE KÖNNEN HIER NICHT ALLES UMRÄUMEN!!

Verzweiflung auf beiden Seiten. Die Trainerin fühlt sich bevormundet und in Ihrer Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit eingeschränkt und bedroht. Der Hausmeister dagegen sieht seine Ordnungssysteme bedroht.

Sie, verehrte(r) Leser(in), ahnen es schon: Die Situation konnte nur deshalb so eskalieren, weil keiner von beiden das H.D.I.-Modell kannte!

Heute verläuft diese Szene ganz anders:

Da für die „gelbe“ Trainerin Ordnungs- und Sicherheitssysteme wenig Bedeutung haben, weiß sie, dass sie für den Hausmeister (Profil: Sorgt gerne für Sicherheit und Ordnung und kontrolliert die Einhaltung von Regeln) schnell bedrohlich wirken kann.

Andererseits ist sie dafür bekannt, Dinge „in Bewegung“ zu bringen (das gehört zu ihrem Tätigkeitsprofil!), auf das Herrichten des Seminarraums kann sie nicht verzichten (für sie ist eine Atmosphäre zum Wohlfühlen, sind Licht und Farben im Raum ganz wichtig, und sie weiß, dass sich die Raumatmosphäre auf die Stimmung im Seminar auswirkt).

Leider verbraucht die Trainerin immer sehr viel Zeit und Energie mit dem Um- und Aufräumen des Seminarraums, weil sie – vorsichtig ausgedrückt - etwas unstrukturiert dabei vorgeht... - Gibt es denn da nicht einen „Profi“ im strukturierten Um- und Aufräumen und Ordnung machen? ...

Verehrte(r) Leser(in), es ist alles ganz einfach: Durch die Kenntnis des H.D.I.-Modells hat die Trainerin mit den „Hausmeistern“ dieser Welt Frieden geschlossen!

Sie versteht das hausmeisterliche Bedürfnis nach zeitlicher Struktur ebenso wie seine Sorge, an den täglichen Abläufen etwas verändern zu müssen. Deshalb gibt sich die Trainerin heute Mühe, etwas früher loszufahren. Als sie ankommt (Seminarraum verschlossen, na klar! ) sagt sie zu ihm:

Ich habe mich beeilt, damit ich Sie nicht so spät noch bemühen muss oder gar ihren Feierabend störe. Finde ich gut, dass der Seminarraum abgeschlossen ist, so kann nichts verloren gehen! Ach Herr Hausmeister, ich habe Sorge, nach dem Seminar nicht alles wieder so zurückzulassen, wie ich es vorgefunden habe! Ich muss aber  aus den und den Gründen (sie erklärt die Gründe so, dass er das nachvollziehen kann) umräumen   ......... Es ist ja wichtig, dass die Dinge eine Ordnung haben, und deshalb möchte ich hier auf gar keinen Fall eine Unordnung hinterlassen und etwas falsch machen. Ob Sie mir nicht dabei helfen könnten.....??!

Der Hausmeister ist glücklich. Selten hat er sich so ernst genommen gefühlt. Er spürt ganz deutlich, dass sie genau versteht, was in seiner Arbeit wichtig ist. So eine nette Frau! Natürlich hilft er ihr (sie nimmt seine Arbeit ernst, und er respektiert die ihre)!

Die Trainerin ist auch glücklich: Sie fühlt sich von Tätigkeiten entlastet, die ihr nicht liegen, und sie kann sich ganz auf ihr Seminar konzentrieren. Und ihre einstmals allergische Reaktion auf schlüsselklappernde Hausmeister ist tatsächlich einer Bewunderung gewichen für Menschen, denen das strukturierte Vorgehen so wunderbar leichtfällt...

Fazit: 

Das Verständnis füreinander erschließt neue Horizonte im Miteinander.

Und es bündelt Synergien.
 

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Hildegund Haase - Kommunikationstraining

letztes Update:
September 2006

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